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– oder warum der Sexus sexistisch ist

Vorwort

Als nicht-binärer Mensch ordne ich mich keinem der natürlichen Geschlechter zu. Ich habe viele Differenzen zu den Erwartungen, welche geschlechtsspezifisch an Männer oder Frauen gestellt werden. Ich stelle mich ungerne hin und erkläre warum ich mich hier einordne oder weswegen ich nicht einfach nur männlich sein kann.

Die Sprachentwicklung geht in die Richtung von immer feineren Unterscheidungen von Geschlechtsidentitäten. Dies führt dazu, dass dieses Detail nicht mehr meine private Einordnung ist, sondern bereits in meiner Berufsbezeichnung zum tragen kommt. In einer Atmosphäre, welche immer noch Homophob und Transphob belastet ist, möchte ich keine Diskussionen mit Kunden oder Kollegen über meine Geschlechtsidentität führen.

Gendern löst aus meiner Sicht nur wenig Probleme, schafft aber neue. Denn das Gendern hört nicht bei der Anpassung von Substantiven auf. Es erfordert neue Pronomen mit all ihren neuen Regeln. 

Ich bin durchaus für Änderung der Sprache, doch der Weg ist aus meiner Sicht der falsche. Nur weil wir den Sexus immer verwendet haben, heisst es nicht, dass es richtig ist. 

Eine geschlechtergerechte Sprache erfordert, dass die Geschlechtsidentitäten an Stelle der natürlichen Geschlechter rückt oder das der Sexus ein Ende findet.

Ich bringe hier einige Beispiele und auch Argumente gegen die aktuellen Genderregeln. Dabei geht es mir nicht um die Diskreditierung der Bemühungen. Mir geht es vielmehr darum, dass man einen Weg findet, der mehr Menschen zufriedenstellt, als bisher. Das schließt mich mit ein.

Ich selbst zähle mich dabei zu den Humanisten und verstehe und respektiere die meisten Bemühungen von Feministen. 

Die Herkunft des Genderns

Gegendert wurde bereits im Althochdeutschen (500 und 1050 n. Chr.). Die Endungen ‘-o’ und ‘-a’ am Nomina agentis, also ‘handelnde Substantive’ waren für die Unterteilung der Geschlechterverantwortlich. Im Laufe der Zeit wurde das ‘-o’ in mehreren Schritten zum ‘-er’ (oder ‘-ner’, ‘-ler’) und das ‘-a’ zum ‘-erin’ (oder ‘-nerin’, ‘-lerin’). 

Die Unterscheidung erlaubt es dem Substantiv einem Geschlecht zuzuordnet zu werden. Diese Zuordnung zum natürlichen Geschlecht nennt sich Sexus. Der Sexus erlaubt es dem Zuhörer/Leser das Geschlecht ohne weitere Adjektive zu erkennen. Dies stellt in einigen Situationen eine Vereinfachung dar.

Per Definition bezieht sich Gender auf die Geschlechtsidentität und nicht auf das natürliche Geschlecht. Der Sexus in der Deutschen Sprache bezieht sich jedoch auf das natürliche Geschlecht.

Heute wird hauptsächlich das feminine und diverse plural Suffix ‘*innen’ unter dem Wort Gendern verstanden. Es werden zwei Hauptziele verfolgt. Zunächst fühlen sich nicht alle Menschen mit den bisherigen Regelungen angesprochen. Dies liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass das generische Maskulinum beide Formen beinhaltet. Zwar ist dieses in einem Kontext ohne Sexus als generisch zu verstehen, doch der Kontext ist ist nicht immer eindeutig. Somit wird argumentiert, dass man durch die Verwendung des generischen Maskulinums entweder Männer oder Männer und Frauen meinen kann. Hinzu kommt, dass Menschen, welche sich weder als männlich noch weiblich einordnen, sich ebenfalls nicht angesprochen fühlen. 

Neben dem Problem des angesprochen-fühlens, wird das Problem der Sichtbarkeit beschrieben. Die Sichtbarkeit soll der Diskriminierung von Frauen und Transmenschen entgegenwirken. Durch das aktive mitdenken aller Geschlechter soll vermieden werden, dass Menschen bei Entscheidungen anders behandelt werden.

Die Sichtbarkeit

Beide Punkte werden aktiv durch Gruppierung wie zum Beispiel dem Feminismus getrieben. In den meisten Fällen stehen vor allem die Gleichbehandlung und die Chancen-Gleichheit aller Geschlechter im Vordergrund. Dabei wird ebenfalls aufgezeigt, wo diese Unterschiede liegen. Hier wird es aber schon etwas kompliziert. Denn fast alle Berichte beziehen sich nur auf Männer und Frauen. Die Gruppe der Transmenschen wird vollkommen ausgelassen. Auch der GGGI (Global Gender Gap Index) bezieht sich auf die Unterschiede zwischen Männer und Frauen. Er beschäftigt sich nicht mit den anderen Geschlechtsidentitäten. Dies trifft ebenfalls auf die oft erwähnten Gender Pay Gaps und Gender Car Gaps zu.  

Dies lässt nur den Schluss zu, dass auch die gesteigerte Sichtbarkeit keinen Einfluss auf die Erhebung und publizierung von Daten in den wichtigsten Reports haben. Dies ist keine Kritik daran, dass es diese Reports gibt oder dessen Mehrwert. Es zeigt allerdings, dass die Sichtbarkeit in der Sprache kaum Auswirkungen auf entscheidende Berichte zu Geschlechtsidentitäten haben.

Sichtbarkeit – Die Widerlegung

Folgendes hypothetisches Beispiel zeigt warum ein Prä- oder Suffix keinen positiven Einfluss auf die Sichtbarkeit hat.

Hierzu wird eine andere bekanntlich diskriminierte Gruppe als Beispiel genommen. Menschen mit Migrationshintergrund erfahren auch heute noch ausreichend systemische Diskriminierung in Form von Rassismus. 

Rassismus und Sexismus sind zwar nicht gleich, teilen sich jedoch einige wichtige Merkmale. Personen beider Gruppen, welche diskriminiert werden, werden dies aufgrund von Merkmalen die

  • angeborenen sind
  • nicht verändert werden können
  • keinen oder sehr geringen Einfluss auf die Arbeitsleistung haben
  • Vorurteilen unterliegen

Würde die Sichtbarkeit ein gültiges Argument für den Erhalt und den Ausbau des Sexus in der Deutschen Sprache sein, sollte folglich ein ‘Genus’ (lat. Rasse) eingeführt werden, damit Menschen mit Migrationshintergrund ausreichend sichtbar sind. So könnte man hier ein entsprechendes Suffix nutzen und dem Nomina agentis anhängen. 

Hier wird zur Verdeutlichung das hypothetische Suffix ‘-is’ eingeführt. So könnte ein Mann mit Migrationshintergrund nun Arztis anstelle von Arzt genannt werden. Eine Frau mit Migrationshintergrund würde Ärtzinis genannt werden.

Das Beispiel verdeutlicht sehr gut, dass sich die betroffenen Menschen einem weiteren Rassismus ausgesetzt sehen würden. Beim Sexus ist dies jedoch anders. Dies liegt daran, dass wir uns daran gewöhnt haben zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden und zwischen Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund nur hinter vorgehaltener Hand unterscheiden wollen.

Die meisten Menschen würden es Ablehnen, dass man ihre Gruppe über Endungen sichtbar macht. Wenn dies nicht mit erhofften Vorteilen verknüpft wäre. Das auch heute noch keine Reports für Transmenschen in den Gender Gap-Reports zu finden sind, zeigt recht deutlich, dass diese Vorteile aber eine Illusion sind. Die Probleme um den Rassismus gegen Menschen mit Migrationshintergrund sind durchaus bekannt und werden mit gleicher Intensität, wie der Sexismus gegenüber Frauen bekämpft. Auch für Transmenschen wird sich vermehrt eingesetzt. Dies ist aber nicht der neuen Gender-Sprachregeln zu verdanken, sondern dem breiter werdendem Verständnis in der Bevölkerung.

Sprache selbst ist keine Idee. Sie kann aber durchaus eine Idee transportieren. Ein Beispiel ist die versuchte Verwendung von Suffixen zur NS-Zeit. Hier wurde versucht Juden zu zwingen einen Suffix hinter ihrem Namen zu tragen. Die Aufteilung nach Juden und Nichtjuden war nicht die Idee der Sprache, sondern sollte der Ideologie der Nazis dienen. 

Die Sichtbarmachung von Gruppen dient in der Regel nicht dessen Vorteil oder gar Gleichheit. Sie wird genutzt um Gruppen zu diskriminieren und die Unterschiede aufzuzeigen. In wenigen Fällen wurden sie benutzt, um die Macht  einer Gruppe zu demonstrieren. 

Bessere Möglichkeiten der Sichtbarkeit 

Wenn unterschieden werden muss oder eine gesteigerte Sichtbarkeit Sinn macht, ist die Verwendung von Adjektiven viel ergiebiger.

Wissenschaftler*Innen

weibliche, männliche und diverse Wissenschaftler

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass über wen alles gesprochen wird. Durch die Verwendung von geschlechtsbestimmenden Adjektiven wird automatisch das generische Maskulin verwendet. Desweiteren stellt sich schnell die Frage an welchen Stellen es wirklich sinnvoll ist, die Unterscheidung überhaupt zu treffen. In einem Kontext der dies erfordert, erlaubt die Verwendung von Adjektiven jedoch die Sichtbarkeit deutlich zu erhöhen. In Fragen der Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Geschlechtsidentitäten fällt deutlich schneller auf, dass Transmenschen gerne vergessen werden.

Was passiert beim Unterscheiden

Allgemein muss man einmal betrachten, was beim Unterscheiden in der Sprache mit dem Denkmuster im Gehirn passiert. Unser Gehirn arbeitet assoziativ. Das bedeutet, dass aufgenommene Wörter und auch Endungen in ‘Abbildern’ im Gehirn zusammengesetzt und passende Emotionen abgerufen werden. In der Diskussion um die Diskriminierung von Frauen zählen hier vor allem die Vorurteile, welche abgebaut werden sollen. Durch aktives Mitdenken von Geschlechtsidentitäten werden alle eigenen Vorurteile abgerufen. Ein homophober Mensch wird folglich alleine schon das gegenderte Wort als negativ bewerten. Schlimmer ist jedoch, dass durch das Abrufen, ohne dass die Emotionen negiert werden, die Assoziation verfestigen wird. Hierzu muss ein Mensch nicht homophob oder frauenfeindlich sein. Es reicht, dass Vorurteile vorhanden sind, welche hier eine Rolle spielen könnten. 

Bei rassistischen Vorurteilen wird das schnell offensichtlich. Man muss nicht erklären, was ein Pole in einem Witz macht. Wiederholungen alleine reichen, um Assoziationen zu Wörtern oder Suffixen zu verstärkten.

Hieraus lässt sich klar erkennen, dass eine Unterscheidung in der Sprache einem Abbau von Vorurteilen eher hinderlich ist, als ihn voranzubringen. Der Einfluss mag nicht riesengroß sein, läuft aber in die falsche Richtung.

Wichtig ist noch die Neutralität von Gedanken. Solange gar nicht über Geschlechtsidentitäten gesprochen wird, bleiben Gedanken frei von Vorurteilen. In dem Augenblick, wo Geschlechtsidentitäten eine Rolle spielen, werden diese mit den Vorurteilen zu den jeweiligen Geschlechtsidentitäten vermischt. Wird bspw. explizit eine Frau für eine Arbeitsstelle gefordert, ohne dass es hierfür erforderlich ist, so beruht die Auswahl auf einem Vorurteil. Dasselbe Muster funktioniert auch in die andere Richtung. Erst wenn eine Geschlechtsidentität aktiv ausgeschlossen wird, kommen Vorurteile zum Tragen. 

Politisch mag es wichtig sein, alle Geschlechtsidentitäten bei Entscheidungen zu berücksichtigen. Im normalen Alltag ist dies nicht der Fall und verhindert sogar aktiv die Neutralität von Entscheidungen. Beispiel Sekretär: Die wenigsten denken nach wie vor an einen Mann im Vorzimmer des Chefs. Das Problem ist, dass sich Sekretärin komplett eingebürgert hat. Der Sexus hat die Macht übernommen und die Vorurteile sind geschlechtsspezifisch.

Sexus vs Gendern 

Wie bereits beschrieben, passen Sexus in der Sprache und Gendern nicht wirklich zu einander. Sexus bezieht wich auf das natürliche Geschlecht und Gendern auf die Geschlechtsidentität. Gerade von den Gruppen, welche hier sehr aktiv sind, wird immer wieder klargestellt, dass diese beiden nicht Deckungsgleich sind. 

Tatsächlich wird beides vermischt. Denn beim Gendern ersetzt die Geschlechtsidentität das natürliche Geschlecht. Sprachlich ist das falsch. Allerdings wurde bei der Definition der Sprache und der Sprachregeln noch nicht auf Geschlechtsidentitäten geachtet. Somit waren natürliches Geschlecht und Geschlechtsidentität zu diesem Zeitpunkt praktisch identisch.

Die Sprache war damit nicht in der Lage unser heutiges Verständnis von Geschlechtsidentität abzubilden. Die aktuell angestrebten Änderungen schaffen dies Lückenhaft. So fehlen in allen offiziellen Werken Suffixe für Personen anderer Geschlechtsidentitäten als männlich oder weiblich. Auch entsprechende Pronomen sind noch nicht in offiziellen Werken zu finden. Ein Artikel steht ebenso wenig wie entsprechende Reflexivpronomen oder Possessivpronomen zur Verfügung.

Somit sind bei weitem nicht alle Bedürfnisse an eine Sprache mit allen Geschlechtsidentitäten gedeckt. Das neue Gendern ist wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Denn bei sehr vielen Menschen wird diese Regelung ganz offensichtlich abgelehnt.

Nomina agentis

Eine Personenbezeichnung beschreiben eine Fähigkeit oder einen Status. Sie ist teil einer Identität. Der Umkehrschluss trifft nicht zu. Eine Personenbezeichnung ist keine Identität. Der Sexus überträgt aber einen Teil der Identität in die Personenbezeichnung. 

Durch die Aufteilung der Personenbezeichnung nach natürlichem Geschlecht (wie bereits geschrieben, fehlen breit akzeptierte Endung für Transmenschen) entstehen faktisch zwei Gruppen, welche unterschiedlich angesprochen werden.

Ursache vs. Symptom

Das Ursache und Symptome miteinander vertauscht werden ist keine Seltenheit. Schnell entsteht der Eindruck, dass ein Symptom als solches bekämpft werden sollte. Dies ist fast immer falsch. Die eigentliche Ursache bleibt verschleiert und wird nicht behoben.

Symptome haben meist direkten Einfluss auf betroffene Menschen und zeigen sich durch Emotionen, Schmerzen, Verständnisprobleme oder ähnliches. Menschen neigen dazu dies abstellen zu wollen und betreiben Symptombekämpfung. Bei negativen Emotionen hilft Ablenkung, bei Schmerzen Schmerzmittel und bei Verständnisproblemen wird versucht eine offensichtliche Lösung zu finden.

Für den Augenblick tritt Besserung ein. Dies wird als positiv wahrgenommen und die Symptombekämpfungsstrategie wird als Erfolg verbucht. Beim nächsten Auftreten ähnlicher Symptome wird die gleiche Strategie wieder verwendet. Die Ursache ist dabei meist noch dieselbe. Da diese nicht abgestellt wurde, treten immer wieder ähnliche Symptome auf.

Dieses Konzept lässt sich auf sehr viele Sachlagen und Probleme erweitern. Ob Medizin, Mechanik, Software, Erziehung oder Steuerschlupflöcher. Bekämpft man das Symptom verschleiert dies meist die eigentliche Ursache. Diese bleibt ungelöst und bildet immer wieder neue Symptome aus. Mit steigender Zahl der Symptombekämpfungsversuche wird es schwerer die Ursache zu erkennen und diese zu beseitigen.

Nach all den Überlegungen stellt man sich die Frage: Was ist eigentlich die Ursache? Denn es scheint sich bei dem Nicht angesprochen-fühlen um ein Symptom zu handeln. Die Sprache bietet Möglichkeiten mit Suffix Menschen auszuschließen. Diese Aufteilung von Menschen in Gruppen nach Geschlecht (und vielleicht irgendwann nach Geschlechtsidentität) verursacht das Problem. 

Hieraus kann man nun schlussfolgern, dass das neue Gendern eine Symptombekämpfung darstellt. Wenn dem so ist, würden einige Probleme damit behoben werden und Menschen würden sich ein bisschen besser angesprochen fühlen. Wichtig für die Definition ist aber auch, dass weitere Probleme wieder aufkommen werden und die Liste an notwendigen Lösungen lang und kompliziert wird.

Und genau das ist der Fall. Der Genus verwendet ein trinären System bestehend aus Maskulinum, Femininum und Neutrum. Hierdurch ergeben sich eine Vielzahl an kombinatorischen Möglichkeiten. Pro grammatikalischem Geschlecht gibt es im Deutschen

  • einen bestimmten/unbestimmten Artikel
  • ein Pronomen
  • ein mindestens Suffix für Mehrzahl
  • ein mindestens Suffix für Einzahl

Interessant werden jedoch die vier Fälle des Kasus. Für jeden Fall wird je eine Variante des Worts einem grammatikalischen Geschlecht zugeordnet.

  • vier Reflexivpronomen
  • vier Relativpronomen
  • vier Possessivpronomen
  • vier Demonstrativpronomen
  • vier Interrogativpronomen
  • vier Indefinitpronomen

Wie hier zu erkennen ist, ergeben sich weitere Probleme, welche durch das Gendern nicht gelöst werden. Die Liste an Wörtern, welche zugewiesen werden müssen, ist lang. Damit der Sexus für Transmenschen entsprechend zugeordnet werden kann, ist die Erweiterung des Genus zwingend erforderlich. Das Neutrum stellt für die meisten keine akzeptable Lösung dar. Fast immer wird ein Neopronomen gefordert. Dieses muss, damit es funktioniert, einem Genus zugeordnet werden. Das Neutrum bietet sich zwar an, wird aber meist abgelehnt, da dieses fast ausschließlich für Objekte und nicht für Personen verwendet wird. Wenige Ausnahmen bilden hier nur z.B. das Kind oder das Mädchen. 

Für Transmenschen muss somit nicht nur ein weiteres Pronomen eingeführt werden. Es muss faktisch eine Umstellung des Genus von natürlichem Geschlecht auf Geschlechtsidentität getätigt werden. Die Komplexität in der Sprache erhöht sich hierdurch deutlich.

Ungleich verteilte Pronomen

Weibliche Pronomen und Artikel teilen sich in den meisten Fällen die Wörter mit dem Plural. Dies hat zur Folge, dass einige Sätze ohne weiteren Kontext nicht mal klarstellen, ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt. 

So wird im Satz “Ich habe sie gesehen.” nicht klar, ob es sich um mehrere Menschen oder Dinge oder eine Frau hendelt. Im Satz “Ich habe ihn gesehen.” wird eingeschränkt auf einen Mann oder ein Objekt. Das gleiche lässt sich auch auf die bestimmten und unbestimmten Artikel übertragen. 

Ein weiteres Pronomen würde vermutlich ebenfalls wieder viele Pronomen teilen. Somit wird die Sprache nicht deutlicher sondern vermischt Genus und Sexus zu einem Brei aus Pronomen und Artikeln in vier unterschiedlichen Fällen. 

Andere Sprachen

Ein weiteres Indiz, warum Gendern eine Symptombekämpfung ist wird klar, wenn man sich andere Sprachen ansieht. Gibt es Lösungen, welche ohne das Gendern auskommen? Die Antwort ist ganz klar: Jaein.

Im englisch sprachigem Raum gibt es zwar Diskussionen über Neopronomen, aber nicht über Suffixe. Im Englischen werden Suffixe für den Sexus fast nicht mehr verwendet und gelten größtenteils als unhöflich, ähnlich wie bei dem deutschen “Fräulein” für unverheiratete Frauen.

Da im Englischen nur das Problem der Neopronomen besteht, wird offensichtlich, dass an den Stellen, wo der Sexus ins Spiel kommt Probleme entstehen. Geschlechtsidentitäten wurden bei der sprachlichen Entwicklung weder im Englischen noch im Deutschen bedacht. Es ist immer vom natürlichen Geschlecht ausgegangen worden. 

Lösung für Pronomen und Suffixe

Die Sprache hat sich lange entwickelt. Durch Doppelnutzungen, vermischen von  Geschlechtsidentitäten und natärlichem, unklare Suffixe und einem Genus der nicht gleich dem Sexus ist, kommt es zu Problemen, welche wir ohne den Sexus nicht hätten.

Ohne Sexus macht die Aufteilung nach Maskulinum und Femininum im Genus keinen Sinn mehr. Hierdurch würden sehr viele Regeln in der deutschen Sprache stark vereinfacht werden, ohne dabei an Inhalt zu verlieren, mit der Ausnahme des natürlichen Geschlechts. Das natürliche Geschlecht kann durch Adjektive, welche die Geschlechtsidentität abbilden können, abgelöst werden. 

Durch die Doppelnutzung der meisten femininen Pronomen und Artikel im Plural und die meist längere schreibweise der Substantive, bietet es sich an, diese ersatzlos zu streichen. Das Maskulinum wird für alle Menschen benutzt und entspricht in keiner Weise dem natürlichen Geschlecht.

Studie: Gendern hilft MINT berufen

Es geht um die Studie von D. Vervecken “Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy.”. Sie zeigt, dass gendergerechte Sprache die Einschätzung von Berufen verändert. 

Hierbei werden in den beiden im Deutschen möglichen Formen des generischen Maskulinums und der korrekten gegenderten Form Berufe vorgetragen. Also Mädchen bekommen die weibliche Form eines Berufs, während Jungen die männliche Form vorgestellt wird.

Die korrekte Verwendung des Sexus hat ein anderes Verständnis für die Eigenschaften eines Berufs ausgelöst bzw. Personen waren besser in der Lage sich selbst in diesem Beruf wiederzufinden.

Die Studie betrachtet nicht, wie Personen diese Einschätzung bei einer genderneutralen Sprache wie Englisch getroffen hätten. Als Gegenargument, wenn es um die Entfernung des Sexus aus der Sprache geht, eignet sie sich nicht. Sie zeigt aber sehr wohl, dass eine unkorrekte Verwendung des Sexus Probleme mit sich bringt. Sie zeigt damit nur, dass die Lösung des generischen Maskulinums keine Lösung ist so lange es den Sexus gibt. 

Fazit

Es gibt viele Argumente, warum die Verwendung des Sexus als unhöflich erklärt werden sollte. In den meisten Fällen ist die Geschlechtsidentität egal. Es geht um das Können, den Status oder die Beschreibung einer Person. Ihre Geschlechtsidentität hat nichts oder nur sehr wenig mit genau diesen Punkten zu tun. 

Diese Substantive sind keine Identitäten, sie sind Teil von Identitäten. Der Sexus bringt einen Teil der eigenen Identität in ein Substantiv. 

Die Idee der Unterscheidung basierte vor allem auf das nahe Umfeld der Sprechenden. Hier ist das natürliche Geschlecht häufig interessant. Heute sprechen wir aber über große Gruppen und verwenden dieselben Regeln. Unsere Idee von Geschlechtsidentität kann von dieser Sprache so nicht abgebildet werden ohne sie deutlich in der Komplexität zu steigern. 

Stattdessen vertreten wir heute die Ideen der Gleichberechtigung und der Chancengleichheit aller Geschlechtsidentitäten. Diese Idee wird in der Sprache aber nicht übernommen. Sie unterscheidet weiter und macht es sehr einfach Menschen sprachlich zu unterscheiden. Auch an vielen Stellen, an denen es vollkommen sinnlos ist.

Persönliches Schlusswort

Ich bin für eine wirklich genderneutrale Sprache und werde mich weiter dafür einsetzen. Gendergerecht und genderneutral schließt sich in meinen Augen nicht aus.

Auch wenn die LGBTQ+-Community durchschnittlich eine andere Meinung vertritt und Feministen sich sehr stark für die aktuelle Lösung eingesetzt haben, bin ich mit dieser nicht zufrieden. Ich respektiere den Aufwand und die Leistungen die von allen erbracht wurden unsere Sprache gerechter zu gestalten. Meine Kritik geht nur in die Lösung, welche in meinen Augen nicht vollumfänglich gedacht ist und somit das Ziel nie zu 100 % erreichen wird.

Ich spreche hier auch von der LGBTQ+-Community, weil ich keine Lust mehr auf die Anfeindungen innerhalb der Community habe, wenn man eine andere Meinung vertritt. Es ist als wenn man für das Gendern und damit Pro-LGBTQ+ ist, oder dagegen und damit trans- und frauenfeindlich. Alle anderen Standpunkte werden nicht akzeptiert. Egal ob man selbst betroffen ist oder nicht.

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