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Wie auch das Gendern werden die Pronomen im Trans-Kontext in letzter Zeit stark diskutiert. In der Diskussion wird oft über die Einführung von Neopronomen gesprochen. Die Anforderung ist durchaus berechtigt. Menschen, die sich nicht im traditionellen binären System einordnen können, müssen mit den vorhandenen Pronomen und deren Benutzung zwangsläufig missgendert werden.

Pronomen sind im Allgemeinen geschlechtslos. Dies trifft auf alle zu, bis auf in der Verwendung der dritten Form. Sprachlich gibt es durchaus einen konkreten Grund hierfür. Während bei den ersten beiden Formen „ich“ und „du“ immer klar ist, welche Geschlechterrolle eingenommen wird, ist es bei einem Gespräch über dritte nicht unbedingt der Fall.

Das Problem

Auch hier muss das Problem einmal exakt definiert werden. Ohne eine exakte Problembeschreibung kann man die Ursache nicht korrekt ermitteln und die Lösung ist maximal die Symptome anstatt das Problem wirklich zu lösen.

Personen fühlen sich aufgrund von unpassenden oder fehlenden Pronomen nicht richtig oder gar nicht angesprochenen.

Hieraus ist auch die Anforderung weitere Pronomen einzuführen entstanden. Doch gibt es auch Alternativen, welche noch mehr Punkte erfüllen?

Probleme der (Neo)Pronomen

Die Pronomen wie auch die Neopronomen müssen in allen Fallunterscheidungen über eine Matrix mit Akkusativ, Dativ, Genitiv und Imperativ betrachtet werden. Die Pronomen im dritten Fall machen eine dritte Dimension in der Matrix auf. Diese Matrix hat bereits jetzt eine sehr hohe Komplexität die Einführung weiterer Pronomen erfordert, dass über alle 4 Fälle entsprechende Behandlungen hinterlegt werden. Neben den Pronomen gibt es auch noch die Reflexpronomen, welche ebenfalls eine Behandlung erfordern, mindestens jedoch eine ausreichende Regel.

Hier einmal alle Fälle für die weibliche dritte Form

NominativGenitivDativAkkusativ
Pronomsieihrerihrsie
Deklaration der Adjektive-e-en-e-er
Artikeldie
eine
keine
der
einer
keiner
der
einer
keiner
die
eine
keine
Demonstrativ-, Frageartikeldiese
dieselbe
welche
dieser
derselbe
welcher
dieser
derselbe
welcher
diese
dieselbe
welche
Possessivartikelmeinemeinermeinermeine

Quelle: https://www.dialog-wien.at/ueber-uns/blog/vier-faelle/

Jeder neuer Pronomen braucht alle diese Deklarationen. Ohne diese sind diese Deklarationen kann es schnell zu Missverständnissen und Missgendern kommen.

Für die bisherigen Neopronomen werden bislang die meisten Fälle nicht mit angegeben oder versucht, über Wahl einer anderen Spalte zu referenzieren.

Auch ohne Neopronome fällt auf, dass vor allem die weibliche Form oft Mehrfachverwendung für die Mehrzahl findet. Die männliche und neutrale Form teilen sich ebenfalls viele Einträge.

Die Alternative

Ähnlich wie auch schon beim Gendern und den Artikeln beschrieben, kann man eine neutrale Form für alle Personen verwenden und eine besser geeignete Zuordnung treffen.

Dabei wäre es wünschenswert folgende Ziele zu erreichen:

  • Die Komplexität solle so gering wie möglich sein. Dies ermöglicht auch Zweitsprachlern die Sprache zu erlernen.
  • Alle Personen sollen die gleichen Anzahl an Pronomen erhalten
  • Non binary Personen sollen im Verhältnis zu den Formen weiblich und männlich gleich behandelt werden.

Hierzu bietet es sich an die weibliche Form komplett zu streichen, wobei diese in den plural Fällen größtenteils noch Verwendung findet. Die ehemals männliche Form wird zur menschlichen Form. Die sachliche Form bleibt erhalten.

Bei der Überprüfung fällt schnell auf, dass die oben genannten Ziele hiermit erfüllt werden.

Was spricht gegen diese Alternative

Die Änderungsvorschläge würden ähnlich wie beim Gendern und den Artikeln einen Teil der Identität berühren. Durch das Auflösen der weiblichen Form und der ausschließlichen Benutzung der männlichen als menschliche Form, könnten sich Frauen benachteiligt sehen. Dieser Widerstand von Personen, denen es so gar konkret helfen würde, stellt das größte Problem dar.

Die Vorteile der fehlenden Assoziierung der Geschlechtsidentität wurde auf der Seite Gendern schon ausführlich beschrieben.

Schlusswort

Abschließend kann man nur dazu raten, möglichst viele Details aus dem Geschlechterverständnis aus der Sprache zu entfernen. In den meisten Fällen geht kaum Information, welche zum Zeitpunkt der Nutzung wirklich benötigt wird. Erst wenn die Information der Geschlechtsidentität wirklich notwendig ist, sollte sie auch unter gebracht werden. Beispiele für notwendige Punkte, bei denen die Geschlechtsidentität, aber auch das Geburtsgeschlecht von Relevanz sein können sind:

  • Im medizinischen Umfeld (Untersuchungen, Geschlecht des Frauenarztes/der Frauenärztin)
  • Beziehungen (sexuelle Orientierung)
  • Wenn die Anatomie eine Rolle spielt (Sicherheit, Komfort, etc.)
  • Safe spaces

In praktisch allen anderen Fällen, sollte die weder das Geburtsgeschlecht noch die Geschlechtsidentität eine Rolle spielen.

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